Aus verschiedenen Museen und Ausstellungen kennen wir Stücke aus dem alten, mittleren oder neuen Reich, Statuen, Schmuck, Hieroglypheninschriften, Mumien oder Highlights, wie die Büste der Nofretete.
Nun tauchen wir hinein und erleben die Reste der einstigen Hochkultur dort, wo sie zu Hause ist, in der Landschaft und dem Klima, aus dem sie erwachsen sind.
Die Monumentalität überwältigt uns. Vieles ist noch erhalten. Wie anders ist jedoch die fast statische Körperhaltung der Statuen gegenüber den lebendig- bewegten Skulpturen der griechisch- römischen Zeit.
Der fehlende, die Symmetrie raubende zweite Obelisk wurde im 19. Jahrhundert einem französischen König geschenkt und schmückt seitdem den Place de la Concorde in Paris.
Früh um sechs sind wir an der nationalen Nilfähre, mit der die Überfahrt 1 LE ägyptisches Pfund kostet (ca. 5 Cent) und wundern uns über den Betrieb. Die Menschen sind schon auf den Beinen, da die Hitze um diese Zeit noch erträglich ist.
Unsere chinesischen Räder, die wir auf der Westseite leihen, sind ziemliche Krücken, doch im Niltal ist es ja flach.
Auf dem Weg ins Tal der Könige passieren wir so viele Ruinenfelder von Tempeln und anderen Gebilden wie diesen Kolossen von Memnon, dass wir Tage mit Besichtigungsprogrammen füllen könnten.
Qurna, das Dorf der Grabräuber, scheint verlassen dazuliegen. Der Beruf ist allerdings noch nicht ausgestorben, noch immer werden die sehr gefragten Altertümer außer Landes geschmugelt.
Über Jahrhunderte wurden die Pharaonen des neuen Reiches nicht in Pyramiden, sondern in unterirdischen Felsengräbern bestattet. Lange Schächte wurden in den Fels hinab getrieben. Unten in der Grabkammer stand der Sarkopharg. Begonnen wurde mit dem Bau mit Regierungsantritt des Königs; je länger er regierte, desto länger und reicher geschmückt war die Grabkammer.
Über 60 Königsgräber hat man gefunden und in der Reihenfolge der Entdeckung numeriert. Das Grab Nr. 62 gehört Tutanchamun, es ist das einzige, in dem die Mumie noch vor Ort liegt. Die Grabbeigaben finden sich fast alle im ägyptischen Museum in Kairo.
Nachts im Museum, das bis 22.00 Uhr geöffnet ist. Erst vor 15 Jahren wurde im Tempel eine Grube entdeckt, in der mehr als zwanzig unbeschädigte lebensgroße Statuen 'entsorgt' waren, wohl um Platz für andere zu schaffen.
Die ausgestellten Stücke sind wunderschön. Wir können nahe heran, sie ansehen und berühren. Es ist erstaunlich, wie individuell viele Gesichter sind und in einigen erkennen wir Gesichtszüge, die die Menschen hier auf der Straße haben.
Eine Parfumphiole und die älteste Leinensocke, mit Einschnitt für den großen Zeh.
Am nächsten Morgen sind wir noch etwas eher dran, da wir Fähre und Fahrräder nicht mehr auskundschaften müssen. Wir besuchen den Totentempel von Hatschepsut, eine der wenigen Pharaoninnen der Geschichte. Der restaurierte Bau wirkt von weitem sehr modern.
Die Stimmung der bakschischheischenden Wächter ist gedämpft. Während sie bisher jeder ein Geheimnis zeigen wollten, dass sie natürlich nur uns verraten und dafür jedes Mal die Hand aufhielten, sind sie heute eher träge.
Es ist der erste Tag des islamischen Fastenmonats Ramadan, währenddessen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht gegessen und nicht getrunken werden darf. Das ist bei diesem Klima ziemlich mörderisch, doch das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam und wird von vielen ernst genommen.
Am Vorabend wurde noch einmal gefeiert und wir befanden uns plötzlich in der Innenstadt mitten im Umzug.
Ist das hier wirklich das richtige Fortbewegungsmittel?
Die 'Fundstücke' am Weg erzählen viel über Land und Leute.
Eine typische Trinkstation, an der Vorbeikommende ihren Durst löschen können. Wir aber bleiben besser beim Wasser aus der Flasche, von dem wir täglich vier Liter trinken können, ohne es wieder ablassen zu müssen. Das Foto kommt Jessi fast teuer zu stehen, da beim kurzen Stopp am Straßenrand drei wütende Hunde angebellt kommen, die immer mehr geifern und zuschnappen. Einer hat seine Zähne bereits in der Sohle der Trekkingsandale, als dann scheinbar der Abstand zum Hof mit genügend Trampeln erreicht ist und er endlich ablässt.
Ein getrocknetes Krokodil hängt über dem Eingang eines versteckt liegenden einheimischen Lokals.
Dieser Mercedes hat schon bessere Zeiten gesehen.
Der Kapitän der Fähre wirkt auf seinem 'Kapitänsstuhl' eher wie ein Woodstockveteran.
Kinder und Fährleute schwimmen im Nil. Jugendliche machen sich einen Spaß daraus, sich mit der Strömung in der Mitte des Flusses treiben zu lassen. Europäern wird geraten, auf dieses Vergnügen lieber zu verzichten.
Der Karnaktempel sprengt mit seinen Dimensionen die Vorstellungskraft, doch auch die Details an gut erhaltenen Reliefs faszinieren.
134 monumentale Säulen bilden eine große, ehemals überdachte Halle.
Ein riesiger als Gottheit verehrter Skarabäus verabschiedet uns vom Gelände.
Nicht im Orientexpress, aber immerhin mit dem Zug fahren wir am nächsten Tag weiter nilaufwärts nach Assuan. Im ägyptischen Bahnhof ohne Beschilderung und englischsprechendes Personal den richtigen Zug zu finden, wäre eine weitere Geschichte (wir sind schließlich im falschen gelandet, aber doch in Assuan angekommen).
(von Ronald)
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