Sonntag, 31. Dezember 2017

Happy new year - feliz ano nuevo!



Allen unseren Lesern wünschen wir mit diesem karibischen Regenbogen, der uns morgens beim Frühstück überrascht, ein glückliches, gesundes und gutes neues Jahr,
mit bunten Farben, viel Licht und nicht zu viel Schatten, einem Leuchten und stets einer Brücke zwischen Himmel und Erde.

Herzliche Grüße von Ron und Jessi!

Samstag, 30. Dezember 2017

Urlauberparadies Varadero

Von Vinales westlich von Havanna fahren wir mit dem staatlichen Viazul-Bus nach Varadero, östlich von Havanna. Beim Umstieg gibt es noch einen Adrenalinschub: Unser zweites Busticket ist auf ein falsches Datum ausgestellt! Wenn man Pech hat, wird man gleichgültig weggeschickt, ist dann halt dein Problem (dies passierte zwei Kubanern vor mir). Ich verlege mich auf eindringliches Betteln um Gnade, werde zum Erstatten nach unten geschickt, dort natürlich eine Riesenschlange, aber unser Bus fährt doch in einer halben Stunde ab!! Wieder Betteln bei irgendeiner offiziell aussehenden Senora, die mich unerwartet gnädig in ein Seitenoffice führt, dort bekomme ich Geld zurück, mit dem ich dann oben gegen Vorlage des Passes ein neues Ticket ausgestellt bekomme. Uff - Glück gehabt! Keine Ahnung, warum, aber wir freuen uns natürlich sehr.



Am nächsten Morgen in Varadero. Blick rechts und links vom Balkon. Auch im Sozialismus ist Strand Strand, Sonne Sonne und das karibische Meer tiefblau. Und meine geliebten Pelikane fliegen auch hier direkt vor unserer Nase.


Besuch am Haus von Gangster Al Capone, der vor der 59er-Revolution, also vor Fidels Zeit, hier ein Ferienhäuschen bewohnte.



Zwischendrin wirds etwas zauselig-windig, und bei "nur noch" 25 Grad frösteln wir bereits ein wenig...

Aber abends schmeckt die Zigarre bei Sonnenuntergang zum Havanna-Club-Rum ausgezeichnet.

Varadero kann man als tristes Hotelressortrevier sehen, als langweilige Sandbank, als karibischen Traum oder wie auch immer. Wir freuen uns an unserer Unterkunft direkt am Strand und an der Augenweide des so unglaublich türkisen Meeres, sehen aber auch hier den Sozialismus, der einfach immer latent da ist. Wir werden wie jeden Tag das Beste daraus machen und mit Humor und Geduld an das, was uns begegnet, herangehen.

(von Jessica)


Freitag, 29. Dezember 2017

Impressionen aus Vinales


Wie aus einer anderen Zeit: Oldtimer und Pferdekarren.


Kulturland in Vinales - rote Erde, Cowboys und im Hintergrund die Mogotes-Hügel.


Tabakfelder mit palmgedeckten Scheunen zur ersten Trocknung der Blätter.


Tabakfelder- und pflanzen



 In der Trockenscheune...


...die aufgehängten Blätter


...und beim Anrauchen einer handgewickelten Zigarre. Jessis erste Rauchsünde seit eindreiviertel Jahren. Soll auch die einzige bleiben.


Ausritt durch das Tal, richtig schön, mit Lucero und Muingo, die den Weg im Schlaf kennen. 


Farmer, Cowboys, Holzsaloon - greetings from carribean's far west 



Alte Traktoren im Einsatz...


...ebenso wie Ochsengespanne.


Oldtimer auf der Dorfhauptstraße


Gepflegte kleine Villen in den Nebenstraßen - hier unsere Casa Particular.


Dominospiel im Parque Central.


Idyll oder hoffnungslos aus der Zeit gefallen? This is Cuba - is this Cuba?

(von Ronald und Jessica)

Mittwoch, 27. Dezember 2017

Merry Christmas, Fidel! Nun endlich mit Bildern :-)))

Nachdem wir uns seit unserer Ankunft auf Kuba vor einer Woche neben anderem bei der Auswahl und dem Verzehr von Obst und Gemüse zwangsläufig sehr einschränken, gibt es nun gerade zu Weihnachten unerwartete Geschenke.

Zunächst bin ich bei der 'Geldbeschaffung' äußerst erfolgreich. Da das Umtauschen von amerikanischen Dollar, mit denen wir uns ausreichend versorgt hatten, mit einer zweistelligen prozentualen Strafgebühr belegt ist, sind wir darauf angewiesen, die nötigen CUC - Cuba Convertible Pesos, die für Ausländer gültige Zweitwährung, neben den CUP, den Cuba National Pesos - an den seltenen, nicht immer funktionierenden und sehr begrenzt ausspuckenden Geldautomaten zu ziehen. Durch einen Zufall gelange ich ins Hotel Cohiba, wo es einen Schalter gibt, an dem ich fast problemlos eine größere Summe abheben kann, die für den restlichen Aufenthalt beinahe reichen könnte.

Auf dem Rückweg gehen drei junge Habaneros vor mir, jeder eine Tüte schwenkend, deren Inhalt ich als Äpfel identifiziere. Sie beschreiben mir den Weg zu dem Geschäft, in dem heute eine Lieferung mit frischen Äpfeln angekommen ist. Ich mache mich sofort auf den Weg, um die Gelegenheit nicht zu verpassen, erkenne den Laden an der Schlange, die bis auf die Straße reicht, stelle mich an und erobere eine knappe Stunde später tatsächlich 10 makellose Äpfel. Stolz trage ich meinen Schatz zurück zum Hotel Presidente, an dessen Pool wir den Nachmittag des 24. verbringen. Ich ertappe mich dabei, Fidel, dessen Geist hier immer noch zu spüren ist, wie viele andere Kubaner für die Wohltaten zu danken.





Wir telefonieren mit den Lieben in Königslutter, wo die Kinder mit beiden Omas unter dem Weihnachtsbaum versammelt sind und freuen uns an der weihnachtlichen Stimmung, die selbst durch das Telefon hindurchschwingt.

Wir haben am Abend einen Tisch im Floridita, Hemingways Lieblingsbar, der 'Wiege des Daiquiri', reserviert, wo wir Weihnachtsmenu und Filet Chateaubriand genießen.





Mit wundervoll gefüllten Bäuchen  machen wir uns auf den Weg in die Iglesia San Francisco,  um an der Nachtmesse teilzunehmen. Selten habe ich einen katholischen Gottesdienst erlebt, doch dieser war beeindruckend, sehr intensiv, geformt, ohne überladen zu sein. Dank Jessis Übersetzungshilfe verstehe ich die sehr menschliche Botschaft in der Predigt. Bei offener Kirchentür dringt der Lärm der Straße stoßweise hinein, kommt aber nicht an gegen den tragenden Gesang der zwei Solistinnen, die auch einige uns bekannte Lieder zur Orgel singen.

Da uns das letzte Cocotaxi vor der Nase wegfährt, ist der Chauffeur der nebenan wartenden offenen Oldtimer-Limousine bereit, uns zum gleichen Preis nach Hause zu bringen. Er freut sich über das Geschäft am späten Abend und wir schaukeln gemächlich durch die milde Nachtluft noch einmal am Malecon entlang zu unserem AirBnB-Kolonialhaus von 1830.

Zweimal haben wir hier eine private Tanzstunde mit unserem Fahrradvermieter gehabt, der neben - oder doch hauptberuflich? Tanzlehrer ist und nur zu gern ein weiteres kleines Engagement übernimmt.

Wir verlassen Havanna am nächsten Tag. Sie ist so eindrucksvoll, diese Stadt, doch auch so widersprüchlich. Revolutionärer Geist ist nicht mehr zu spüren, er scheint erstarrt im sozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. So häufig wird den Menschen hier der Wandel versprochen, so wenig ist bisher nur geschehen, so sehr wird die kollektive Erinnerung gelenkt, doch unaufhaltsam geht das tägliche Leben der Menschen seinen Gang.



Hier noch einige Fotos aus der Stadt:

Schön renovierte Häuser und Plätze, manchmal mit Cafés, wechseln sich ab ...


...mit Häusern, von denen nur noch die Fassaden stehen.

Alte Kanonen haben als Straßenpoller eine überzeugende neue Nutzung gefunden.

Kunstvolle Wandmalereien (Murales) gehören ins Stadtbild.

                                Neben jedem Hotel mit Wifi nutzt man die Gelegenheit.

Fahrradtaxis mit Maggi- Werbung


Angehörige der Santeria, katholischer Glaube gemischt mit Elementen afrikanischer Naturreligionen, kleiden sich weiß.

Blick über den größten Friedhof Havannas, für Nordeuropäer ein ungewohnter Anblick.

Angebot eines Fleischers in der Altstadt. Der Ventilator setzt eine fliegenvertreibende Plastiktüte in Bewegung.

Kreuzfahrtschiff am alten Terminal

Fischer am Malecon an der Hafeneinfahrt

Die nächsten zwei Tage verbringen wir 200 Kilometer weiter westlich auf dem Land, in Vinales, wo wir wiederum mit Erstaunen in die Vielfalt dieser Insel eintauchen, hoch zu Pferd durch ein wunderschönes tropisches Tal reiten, Tabakanbau und Zigarrenfertigung erleben, tatsächlich Zigarre rauchen, alten Rum und starken Kaffee trinken, liebevoll in einer Casa particular untergebracht sind, gute Livemusik hören und die Abwechselung vom Stadtleben genießen.

(von Ronald)

Samstag, 23. Dezember 2017

Feliz navidad... oder, einheimischer gesagt: Feliz ano!

Ihr Lieben nah und fern,

wir wünschen euch von Herzen gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Bleibt gesund und froh!


(Unsere nahesten Leser sind momentan Bernd und Brigitte aus Fehmarn, Mitstreiter aus unseren Salsakursen in Ostholstein, zurzeit auch im Urlaub auf Kuba. Wir haben neulich einen lustigen Abend in Havanna zusammen verbracht).

Übrigens sagt man hier kaum "Feliz Navidad", wie wir es sonst aus dem spanischsprachigen Raum kennen. Es heißt sowohl im Gespräch wie auch auf Plakaten meist "Feliz ano", glückliches neues Jahr. Hat auch hier der Sozialismus das Religiöse versucht auszumerzen? Weihnachten wurde schon einmal abgeschafft, dann aber wieder eingeführt.

Wir werden am 24.12. abends ins "Floridita" gehen, DAS Hemingway-Restaurant, wo selbiger von 1930-39 häufig war und unter anderem viel Daiquiri, eine Art Rumcocktail, getrunken hat (schmeckt übrigens wirklich gut). Etwas außerhalb der Stadt liegen auch sein Wochenendhaus und das Fischerdorf, aus dem ihn ein dortiger Fischer zu seinem berühmten Roman "Der alte Mann und das Meer" inspiriert hat.
Danach wollen wir einen Gottesdienst besuchen in einer der katholischen Kirchen, die nicht leicht zu finden sind, aber existieren. Die vielen evangelikanischen Freikirchen wie in den USA oder Afrika gibt es hier nicht oder kaum.

So. Momentan liegen wir  am Pool des nahen Hotel Presidente - unser "kapitaistischer Rettungsanker" für manche Stunde -  und haben nachher bei unserem Fahrradvermieter Roberto, der auch Tanzlehrer ist, noch eine private Salsastunde, um etwas cuban style zu lernen :-) und sagen uns, Weihnachten ist hier sowieso speziell, also dann auch ruhig mit Pool und Salsa.

Herzliche Grüße an all unsere lieben bekannten und unbekannten Leser, danke für die immer wieder eintrudelnden Mailnachrichten, und nochmals gesagt, auch Kommentare im Blog sind möglich und willkommen.

(von Jessica)

Freitag, 22. Dezember 2017

Ach, Havanna!

Drei Tage per Fahrrad in Havanna kreuz und quer durch die Stadt - exotisch, da es kaum Fahrradfahrer gibt; abenteuerlich, da die Straßen voller Löcher, Huckel, abfallender Ränder und weiteren Unanständigkeiten sind; ungesund, da man ständig von schwarz stinkenden Abgaswolken halbkaputter Lada-Motoren, die inzwischen in vielen der Oldtimer laufen, zugemieft wird. Aber: Man kommt herum vor Ort, sieht viel, versteht die Stadtgeographie.

Immer wieder Bedauern, Kopfschütteln, auch eine leise Wut: Wie kann man eine so schöne Stadt (Althavanna ist inzwischen Unesco-Weltkulturererbe, wird aber hauptsächlich durch Sponsoren renoviert und weniger durch nationale Bemühung)
nur so kaputtgehen lassen??? Und überall wohnen Menschen, in Ruinen, die so latent einsturzgefährdet sind, dass es einen schon beim Vorbeigehen gruselt.





Oldtimer, Pferdekutschen, Amischlitten, Müll, Fidel- und Che-Konterfeis, Revolutionsparolen. Ach, Havanna.



Zwischendurch auch mal 10-Meter-Wurzeln von Würgfeigenbäumen.



Gegenüber des prestigeträchtigen Kapitols sieht es renoviert im letzten
Abendlicht wunderschön aus.

Plaza de la Revolucion: Betonaler Monumentenwahnsinn, typisch Sozialismus?




Auf dem Turm des Jose-Marti-Memorials (einer der Nationalhelden, der Kuba Ende des 19. Jh. auf den Weg in die Unabhängigkeit gebracht hat).
Schaut mal, wie weit Berlin von hier entfernt ist:


 Und die Ami-Touri-Schlitten sehen aus wie Modellfigürchen im MIWULA Hamburg:


Zwischendurch in Habana Vieja (Altstadt) bin ich genervt von ewiger Anmache durch Typen, die was von dir wollen, Bettlern ohne Ende, Krach und Gewusel. Trotzdem immer mal wieder auch nette kleine Gespräche, nette kleine Situationen, manchmal wortlos.


Der Kontrabassist der Son-Gruppe (im Bild der Gitarrist), dem ich einen Moment zuschaue, als ich mein Fahrrad aufschließe, unsere Blicke treffen sich, ein kleines Lächeln, und eine Minute später, als ich aufsteige, nochmal ein kleiner Blickaustausch, ein kleines Lächeln, ein Mini-Mini-Flirt, absichtslos, unkommerziell, aber einfach grundmenschlich und dadurch erwärmend.


Oder die Frau, mit der ich im Laden Schlange stehe, die als Kind in Ostberlin gelebt  und den Bau der Mauer miterlebt hat, und die sich freut, jemand aus Deutschland zu treffen. Oder der kleine Junge, der in einer Nebenstraße plötzlich auf einem Kinderfahrrad neben mir fährt, abbiegt, wir schauen einander kurz an, lächeln, ich winke ihm nochmal zu und er mir auch.

Aber auch wieder großes Unverständnis: Die Lustlosigkeit, Unfreundlichkeit, Barschheit überall im Servicebereich, beim Ticketkaufen für Bus, Flug, an der Kasse von Läden- du wirst angebellt, Pass her - den muss man dauernd irgendwo vorzeigen - nein, hier nicht - ja, wo denn - weiß ich doch nicht - man ist nicht Kunde, sondern Verbraucher, unerwünschter Bittsteller bei mürrischen Leuten hinter Tischen und Tresen - auch das macht vielleicht der Sozialismus aus den Leuten - zumindest ist es das, was sich uns als Wahrnehmung mitteilt.


Abends aber treffen wir John Lennon im Park, zugewandt, freundlich. Das tut gut nach einem wiederum eindrücklichen weiteren Tag in dieser verrückten Stadt.

Später gehen wir am Malecon ins "1830", eine schön gelegene Tanzbar mit guter Musik, vielen jüngeren und ein paar älteren Leuten, tollen Tänzern, und schwingen das Salsa-Tanzbein in karibisch warmer Luft. Hat schon was!

Und sogar noch eine gute Tat: Beim Busticketkauf einer verzweifelten jungen Australierin, die Kuba nicht mehr aushält, ausreist und ihre bereits gekauften Tickets zurückgeben möchte, bei Storno und Rückerstattung geholfen. Nun kann es Weihnachten werden...

(von Jessica)