Samstag, 26. Mai 2018

Tutanchamun in der U-Bahn?

Direkt am Nil gegenüber unserm Hotel gelegen - das ägyptische Museum, größte Sammlung ägyptischer Kunstschätze. 160.000 Objekte sind hier versammelt, die meisten allerdings in unterirdischen Depots, da nicht genug Platz ist, um sie auszustellen. 1902 wurde das Museum eröffnet und seitdem hat sich innen nicht viel verändert.
Unsere Erwartungen sind nicht allzu groß, neben anderen warnt auch unser Reiseführer vor der lieblos zusammengestellten, chaotischen Sammlung.

Was wir erleben, überrascht uns daher angenehm. Trotz der vielen Objekte wirkt das Museum nicht überladen. Die Orientierung fällt zwar nicht ganz leicht, da längst nicht alles bezeichnet ist, doch wir merken, dass uns unsere Aufenthalte in Luxor und Assuan gut vorbereitet haben. 
Staub und Ambiente wie in einem altertümlichen Biologieraum mit Schaukästen aus den Gründungszeiten des Museums haben nostalgischen Charme und machen das Fehlen von modernen Museumskonzepten wett.

Wir beginnen direkt oben ganz hinten in der 'Schatzkammer'. Hier ist noch niemand und wir haben die Kunstwerke aus dem Grab Tutenchamuns eine Weile ganz für uns. Neben der berühmten Maske (die jetzt wieder vollständig glänzend renoviert zu bewundern ist, nachdem Putzfrauen ihr beim Reinigen den Bart abgerissen und ihn voller schlechtem Gewissen kleberverschmierend wieder anget haben) sind es unzählige andere Stücke, die Howard Carter 1922 im Tal der Könige in einem von Grabräubern übersehenen Grab gefunden hat.
Im Schatzraum selber darf nicht fotografiert werden, wohl aber in den Fluren davor.



In diesem Schrein, der von vier anmutigen und sehr menschlichen Göttinnen bewacht wird, lagerten vier Urnen mit den mumifizierten Eingeweiden Tutanchamuns.


Diese Königsfigur gehört zu den Stücken, die im Januar 2010 während der Unruhen am Tahrirplatz und dem Eindringen ins Museum gestohlen wurden und später in Einzelteilen in einer U-Bahn gefunden wurde.

Keine Socken, aber königliche Sandalen aus purem Gold gehören zum Grabschatz, sicher nicht bequem, doch zeigen sie, dass auch vor 3000 Jahren schon Flip Flops in Mode waren.


Überall sehen wir Restauratoren am Werk, die an verschiedenen Stellen ältere Wanddekorationen freilegen.

In vielen Schaukästen erinnert die Menge an Figuren eher an einen Setzkasten.

Dieser freundliche Kerl hat große Ähnlichkeiten mit manchen Mayagöttern, uns vor einem halben Jahr begegnet sind.

Göttinnen mit dem Kopfschmuck Ober- und Unterägyptens und Flegel und Haken, den Insignien der Macht.

Blick von der Galerie in den Mittelraum.

Mit dem Kleinwüchsigen Seneb, seiner Frau und den beiden Kindern, die dort stehen, wo seine Beine stünden, warb die Regierung vor einigen Jahren für Familienplanung und die Kleinfamilie.


Die Göttin Hathor wird oft als Kuh dargestellt. Von diesem Kultbild heißt es, dass es gebrüllt haben soll, als man es unversehrt entdeckte.

Das Relief aus dem Tempel der Hatschepsut in Luxor zeigt die Herscherin von Punt (wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Somalia), die scheinbar an Elefantiasis litt. Auch hier erstaunt wieder die Genauigkeit der Darstellung.

Wir beenden unseren Rundgang im Amarnasaal bei Echnaton. Noch immer stellt dieser Pharao die Wissenschaft vor Rätsel, die seine Gestalt, sein Wirken, sein Leben betreffen. Mit seiner Gattin Nofretete brach er mit alten Traditionen, schuf eine erste Grundlage für eine monotheistische Religion, verlegte die Hauptstadt, revolutionierte die Kunst.
Manche sehen ihn sogar im Zusammenhang mit Moses, zu dessen Lebzeiten er regierte. Vielleicht war er seiner Zeit voraus. 
Unter seinen Nachfolgern wurden die Neuerungen zumindest schnell wieder rückgängig gemacht.


(von Ronald)

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