Mittwoch, 25. April 2018

Mal wieder Inselzeit - Geheimtipp Limnos/Griechenland

Vom Berg Athos aus ist unser nächster Anlaufpunkt Kavala, eine Hafenstadt in Nordostgriechenland, von wo aus wir auf die eher unbekannte Ägaisinsel Limnos übersetzen wollen, um dort einige Tage zu verbringen und unsere Freundin Dorothee mit ihrem griechischen Lebenspartner Stratos zu besuchen.
Kavala überrascht uns, es ist eine prächtige Stadt voller Leben, durchaus schon mit orientalischem Flair und vielen einheimischen Ausflüglern, aber auch aus Balkanländern wie z.B. dem Nachbarland Bulgarien. Osteuropa und auch Kleinasien kündigen sich an - am Hafen steht doch tatsächlich ein Schild: Konstantinopel 460 km. Die Stadt heißt seit vielen Jahren eigentlich Istanbul...

Kavala...

...mit einem ansehnlichen Aquädukt.


Während der abendlichen Fährüberfahrt zeigt sich der Berg Athos nochmals in voller Schönheit.


Wir kommen zeitlich ziemlich knapp zur Fähre - meine Uhr ging nach dem Mond -  fahren buchstäblich als letzte noch hinauf und stehen mit der Nase gleich an der Ausfahrtsrampe. 


Nach Ankunft geht's erstmal im Dunkeln an den von unseren Freunden empfohlenen Strand von Kotsinas. Die Optik morgens beim Aufwachen ist  wunderschön, allerdings auch ganz schön vermüllt. (Die Strände unseres Planeten sind generell in keinem tollen Zustand - es kommt zuviel Müll aus dem Meer angeschwemmt, vor allem Plastik, sehr traurig, leider aber sehr wahr.) 
Ich sammele beherzt wie schön öfter an anderen Orten auch hier erstmal eine Stunde lang und freue mich dann am Resultat. Nach einer Runde schwimmen ist das doch eine Pose wert :-)



Auf Limnos erwarten uns phantastische Landschaften, 
schöne Strände und einsame Weiten.


Im fernen Hintergrund schemenhaft die Insel Samothrake. Von dort stammt die berühmte Skulptur "Nike von Samothrake", heute im Louvre in Paris ausgestellt.


Wir radeln, Ron wieder ausdauernd,


freuen uns an diversen, auch tierischen Bewohnern inmitten blühender Wiesen voller Malven, Mohn und Margariten. Es duftet überall nach Kräutern und ätherischen Ölen, diese Erinnerung habe ich übrigens auch an Kreta.

Hübsche Häuschen gibt es auch. 
Vieles ist sehr gepflegt, aber Ruinen, auch Bauruinen sind ebenfalls vorhanden.


Limnos ist altes Land. Hier besuchen wir ein Kabirenheiligtum (Kabiren sind Erd-, Licht- und Fruchtbarkeitsgötter der archaisch-griechischen Zeit).


Aktuell wird dort weitergegraben, deswegen die Einrüstungen und im Hintergrund das grüne Archäologenzelt.

Durchaus plastische Fruchtbarkeitssymbolik!


Unterhalb der archäologischen Stätte ist die Höhle des Philoktetes, der zur Kriegstruppe im Kampf um Troja gehörte und wegen eines Schlangenbisses angeblich neun Jahre in der Höhle ausharren musste, bevor er abgeholt wurde und dann half, Troja zu besiegen. 
Auf Limnos wurde von Troja aus der Sieg durch Lichtzeichen als erstes bekanntgegeben. Kleinasien wirft hier also schon seine Schatten - oder besser sein Licht voraus. Die Türkei ist am Horizont schemenhaft tatsächlich auch schon zu sehen, Troja liegt auf selber Höhe wie Limnos und ist Luftlinie nur noch etwa 150 km entfernt.


Der Landzugang zur Höhle ist ziemlich eng, vom Meer aus müsste man aber hineinschwimmen, was uns wegen fehlendem Badezeug und den vielen Seeigeln nicht behagt. Eigentlich darf man wg. gefährlichem Pfad überhaupt nicht hierhin. Wir klettern natürlich trotzdem hinunter. Die Archäologen stört es nicht, und außer uns ist kein Mensch da.


Weiter geht's nach Poliochni - die Ursprünge dieser städtischen Ansiedlung, die mitten im ägäischen Meer liegt und damit ein von allen Seiten gut erreichbarer Handelspunkt war, werden auf das Jahr 3700 v. C. datiert und gelten als erste Stadt Europas, die zu ihrer Blütezeit größer war als Troja, aber erst langsam aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.

Abendstimmung in der Inselhauptstadt Myrina

 Limnos gefällt uns gut, es ist sehr ursprünglich, sehr menschenleer und hat eine sehr expressive Landschaft, fast ein wenig wie Irland. Unsere Freunde nehmen uns sehr herzlich auf, bewirten uns liebevoll und führen uns rundherum ins griechische Leben des kleinen Ortes Atsiki in der Inselmitte ein, inklusive trinkbarem Quellwasser, Gartenobst, Taverna, Ouzo, Retsina, Schwätzchen mit dem Schäfer, der Käserin, der Bäckerin, dem Nachbarsjungen, und zur Dorffriseurin gehe ich auch noch. 
Wir erfahren nochmals viel über das Leben vor Ort und in der griechischen Kultur und Religion. Leider spricht man kaum ausländisch, aber Stratos und Dorothee übersetzen und helfen uns auch beim Telefonieren mit der griechischen Reederei, die uns möglichst nach Israel verschiffen soll.
Und mal wieder ist ein Tag zu Ende. Sonnenuntergang heute in Myrina/Limnos.
Morgen fahren wir zurück aufs Festland und dann weiter Richtung Istanbul.

(von Jessica)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen