Doch bis wir dort sind, noch ein Blick auf den Weg.
Wir verabschieden uns in Korinth vom Peleponnes, schauen uns die Ausgrabungen in Alt-Korinth an und natürlich den Kanal. Alt-Korinth war ein machtvoller Ort mit bereits 300.000 Einwohnern (!) in der Antike, kontrollierte den Isthmus, also die Landenge am Golf von Korinth, der Apostel Paulus wurde hier des illegalen Glaubens bezichtigt, es wurden mal wieder ein Apollontempel und unglaublich viel anderes gebaut, bewohnt, erobert, geplündert, verlassen, vergessen, verschüttet und Tausende Jahre später wieder ausgegraben - zum Beispiel Hausrat (die berühmten korinthischen Vasen), Werkzeug, Schmuck, Kinderspielzeug und, und, und. Sogar 2010 stellte die Polizei noch moderne Grabräuber, die zwei lebensgroße Statuen im Schlepptau hatten und die Ärchäologen auf diese Weise zu bis dahin noch unbekannten Gräbern mit komplett erhaltenen Skeletten führten.
Blauer Himmel, helle Säulen, roter Mohn - einfach schön
Korinthische Vasen wurden schon 500 v.Chr. bis ins Baltikum, England,
Sizilien und Ägypten exportiert
Die Kinderecke - rechts Flöten, Mitte links Kreisel, Würfel, darüber Gliederpüppchen, Tiere, Pferdchen mit Wagen... vor zweieinhalbtausend Jahren war das Leben doch schon erstaunlich nah an dem, was es auch heute ist.
Ebenso bei den Damen: Puderdosen, Parfumphiolen, Pinzetten... Korinth muss eine ziemlich wohlhabende Stadt gewesen sein.
Schnell noch ein paar leckere Korinthen (kleine, aromatische schwarze Rosinen) kaufen, und örtliches Olivenöl. Es gibt so viele leckere Dinge zu kosten.
Der tiefe Hauptteil des Kanals...
...und die etwas flacheren Randzonen
Weiter geht's nach Galaxidi, nahe Delphi, wo wir Clara treffen, die wir als kleines Mädchen im Ruhrgebiet kannten. Sie ist im gleichen Alter wie Tochterherz Marlene und als ausgebildete Heilpädagogin seit einigen Jahren Hausmutter in einer Behinderteneinrichtung. Eine sehr nette Begegnung, die uns erfreut und ungeahnte Einblicke ermöglicht.
Galaxidi am Golf von Korinth
Es folgt die (lange) Fahrt nach Nordgriechenland, vorbei am Berg Olymp, mythischer Sitz der Götter, auf die dreifingrige Halbinsel Chalkidiki östlich von Thessaloniki. Der östlichste der "Finger" ist Athos, unser Zielort ist Ouranopolis.
Von hier aus machen wir am nächsten Tag einen ganz besonderen Ausflug, nämlich eine dreistündige Bootsfahrt entlang des ca. 40 km langen gesperrten Teils der Insel. Hier liegt die autonome Mönchsrepublik Athos mit 20 Großklöstern und -zig Einsiedeleien und Skiten (dorfähnlichen Mönchsgemeinschaften), insgesamt leben hier etwa 2000 Mönche; seit dem Jahr 300 nach Chr. von orthodoxen Mönchen unterschiedlichster Nationalitäten besiedelt und noch heute einzig und allein den Mönchen vorbehalten.
Kein Mensch kommt von außen über die Grenze, selbst mit dem Boot muss man 500 Meter Abstand vom Ufer halten. Als Besucher werden ausschließlich Männer akzeptiert, die sich allerdings Monate vorher für eine dreitägige Wallfahrt anmelden müssen. Auch weibliche Tiere gibt es nicht auf Athos, Maultiere und Esel sind ausnahmslos männlich. Einzige Ausnahme sind Bienen, von denen es für die Honiggewinnung viele Tausend Völker gibt.
Athos ist DAS Heiligtum der orthodoxen Kirche, ob Griechen, Bulgaren, Serben, Russen - und eine Wallfahrt hierher bei jungen und alten Männern sehr beliebt.
Im Hafen von Ouranopolis. Der Mönch links an der Laterne wartet auf sein Klosterboot und betet in dieser Zeit innig an einer (seiner?) wandbildgroßen Ikone, die er später mit ins Boot nimmt.
Erst als einige andere Mönche auftauchen, wird die Versenkung beendet und ein Gespräch begonnen.
Der heilige Berg Athos am Südende der Athos-Halbinsel
Die Klöster sind imposant...
...und ausgesprochen gepflegt.
Am Fuße des Berges. Die Klöster sind per Fußpfad, die wassernahen per Schiff zu erreichen - wenn man die Erlaubis hat...
Wir schauen und staunen, erfahren mal wieder sehr viel über Leben und Glauben in einer Ecke unserer Erde und lassen uns, wie schon so oft, von der Atmosphäre des Ortes anstecken. Das Ausgrenzen der weiblichen Welt ist ja nun so gar nicht mein Ding, aber das Mönchsein in dieser Lebendigkeit ist hier vor Ort stark und interessant, und wie immer ist es gut, erstmal wahrzunehmen, bevor man urteilt.
dream - explore - learn - share / träume - entdecke - erfahre - teile...
Dieses Motto, das ich vor einigen Tagen bei einem Reiseanbieter las, passt sehr gut auf das, was sich für uns in diesem Jahr vollzieht.
Noch etwas sonnen am Strand, ein bisschen radeln, ein bisschen planen, und schon wieder ist der Tag zu Ende - Sonnenuntergang heute am Athos auf Chalkidiki.
Und dann taucht der Abendstern auf, die Nachtigall beginnt zu singen... Für so viel Schönheit kann man immer wieder dankbar sein.
(von Jessica)
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