Trinidad - alte Kolonialstadt in Sübkuba, Unesco-Weltkulturerbe seit 2008, angesagte Traveller-Location mit freundlichem "vibe". Zum Teil schön aufgeputzt, zum Teil sehr arm, sehr afrikanisch, sehr ungeschönt. Überall Live-Musik, in den Bars und Restaurants, vor allem aber auf dem Platz an der Kirchtreppe und in den Musikhäusern, "casa de la musica", "casa de la trova" u.a. Irgendwie viel zu oft hört man die Hits aus "Buena vista social club", der Touri-Köder schlechthin. Aber hier und da traditionelle Musik im Mariachi-Stil auf kubanisch, viel Son (Ursprung des Salsa), weichen Bossa Nova, Jazz und einfach überall gute Musiker. Wir hören gern zu und schwingen auch gern das Salsa-Tanzbein.
Bei so viel Rhythmus schaut sogar der Koch aus der Tür und schwingt Messer und Bräter im Takt.
10 Kilometer südlich ist das karibische Meer mit der Playa Ancon, wo neben karibisch weißem Zuckersand auch Tauch- und Schnorchelmöglichkeiten sind, da das Korallenriff ganz nah ist. Wir gehen zunächst schnorcheln und sind wieder glücklich, an dieser bunten, farbenfrohen Unterwasserwelt ein wenig teilhaben zu dürfen.
Mit Leihfahrrädern für zwei Tage radeln wir unter anderem ins Valle de los Ingenios (auch dies Unesco-Weltkulturerbe) nach Manaca-Iznaga, wo wir eine Zucker-Hacienda besichtigen, mit Herrenhaus und 45 Meter hohem Turm, der zur Sklavenüberwachung diente. Die Sklavenhütten stehen zum Teil noch.
Erst seit 1870 ist die Sklaverei auf Kuba abgeschafft. Was wurden Menschen hier rücksichtslos in den Zuckerrohrplantagen geknechtet! Eingefangen in Afrika - in Cape Cost in Ghana haben wir vor acht Jahren an 'the door of no return', dem Verschiffungsplatz gestanden - gegen Werkzeuge und Glasperlen eingetauscht und als Handelsware in alle Teile Amerikas verschifft, viele davon auch hier nach Kuba. Geldgier, Macht, Unmenschlichkeit - immer wieder erschreckend. Auch nach der Abschaffung der Sklaverei haben die Schwarzen hier weiter auf der untersten Stufe ihren Herren gedient, erst den spanischen Kolonialherren, später reichen US- Amerikanern, die sich in Kuba ein karibisches Las Vegas geschaffen haben. Fidel Castro mit seiner Revolution hat damit Schluss gemacht, die Amerikaner, die Mafia, die reichen kubanischen Landbesitzer des Landes verwiesen und Land und Besitztümer neu verteilt. Das hat neue Probleme geschaffen, doch der Feudalismus und mit ihm der Rassismus den Schwarzen gegenüber wurde weitgehend abgeschafft. Heute sind immer noch wenige Schwarze in den hohen Positionen, doch auf der Straße sind die Menschen mit ihren Hautfarben so gemischt, dass man bei vielen nicht mehr sagen kann, ob es sich um weiße Mulatten oder mulattische Weiße handelt.
Der frisch gepresste Zuckerrohrsaft auf der Plantage, der mit einer antiken Walze, heute von Touristen angetrieben, hergestellt wird, ist lecker, pur oder mit Rumanteil, oder am Abend als Mojito mit frischer Minze oder als Canchanchara, mit Limonen, Rum und Honig.
Onkel Toms Hütte?
Links im Bild das angelieferte Zuckerrohr, rechts bereits abgeschält
Zuckerrohrfelder im Valle de los Ingenios
Wir genießen die Musikszene in Trinidad sehr, ebenso die aufgeschlossene Atmosphäre, das vielfältige Essen - das hatten wir uns notgedrungen auf Kuba schon ziemlich abgewöhnt - und natürlich das warme Wetter inklusive lauer Nächte.
Zwischen Trinidad und dem Meer: Lagunen voller Reiher im Abendlicht
Mal wieder: Einfach sein - Momente des Glücks
Mit einem weiteren Tauchausflug klappt es leider nicht, aber dafür können wir mit einem Boot hinaus zum vorgelagerten Riff und nochmals Schnorcheln gehen. Die Unterwasserwelt, maritime Gärten aus einer Symbiose von Korallenstein, Planzenbewuchs und vielen, vielen Fischen, ist jedes Mal wieder wunderschön.
Und dann heißt es schon Abschied nehmen von Trinidad, diesem Highlight unserer Kuba-Impressionen. Der Weg führt uns weiter nach Osten längs durch die riesige kubanische Insel.
(von Jessica und Ronald)
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