Mittwoch, 10. Januar 2018

Busgeschichten

Was man über kubanische Busse so alles erzählen könnte...
Wir sind überland mit dem Viazul-Bus unterwegs, der ganz Kuba bedient, aber viele Strecken nur ein- oder zweimal täglich fährt und nicht selten auch schon ausgebucht ist. Einen Tag vorher das Ticket kaufen, dann zunächst Gepäck umständlich an einem Schalter einchecken, dann den altertümlichen, meist unleserlich-blassen Computerausdruck in ein Boardingticket umwandeln. Hoffentlich hast du kein falsches Datum drauf, das passiert oft, und dann ist Umtausch und Abreise schon ziemlich Glückssache. 30 Minuten vor Abfahrt wird wieder umständlich-gründlich ein Kofferanhänger ausgefüllt, per Hand natürlich, und dein Boardingticket (wobei Plätze irrelevant sind, ist freie Platzwahl) wird dann vom Busfahrer eingesammelt und lange in einen Haufen Zettel einsortiert, den er in der Hand hält; den Hintergrund dessen haben wir bisher nicht verstanden.



Die Toiletten im Bus sind immer geschlossen. In den Busbahnhöfen, wie auch sonst an vielen, vielen Orten im Land, sind die Zustände grausam: Meist kein Wasser zum Spülen, auch nicht zum Händewaschen. Mit Eimern und aus Wasserflaschen wird von oft alten Hutzelweiblein gespült. Die Absperrungen zwischen den Kabinen sind halbhoch mit saloonähnlichen Klapptüren, die meist nicht verschließbar sind. Einmal gibt es nicht mal Türen, es wird mir eine alte Blechplatte vorgestellt, nachdem ich drin bin... kein Wunder, wenn die Verdauung dann auch mal spinnt, bei so viel Gruselfaktoren auf einmal.

Im Bus erlebt man, wenn man vorn sitzt, was wir wegen Rons Anfälligkeit zu Reiseübelkeit meist tun, dann das tägliche Leben immer bestens mit: Der Busfahrer telefoniert, und eine Zeit später hält er auf offener Strecke an, steigt aus und holt scheinbar vorbestellte Einkäufe ab, die ihm schon eingetütet am Stand entgegengehalten werden. Noch etwas später hält er wiederum auf offener Strecke, steigt aus und bringt die Einkäufe in ein Haus. Dort wohnt er wohl... Ein anderes Mal nehmen wir zwischendurch eine ältere Dame ein Stück mit, die im Nirgendwo einsteigt und später wieder aussteigt - eine Verwandte, Bekannte, Nachbarin? Öffentliche Verkehrsmittel kann man hier zwar meist "downflaggen", also einfach heranwinken, aber der Viazulbus hält dann eigentlich nicht...

Zwischendurch eine Kaffeepause; der Busfahrer isst ein Sandwich, und wir freuen uns am Kaffee mit frisch geschnittenen Zuckerrohrstick, der gleichzeitig Rührlöffel und Süßungsmittel ist. Sehr praktisch, lecker und vermeidet Verpackungsmüll :-)


Dann überholt auf einmal ein Taxi und bremst den Bus aus, bis er anhalten muss. Heraus steigt eine asiatische Touristin, die dem erstaunten Busfahrer sagt, er wäre zu früh abgefahren, sie sei eine Minute nach acht an der Station gewesen (Abfahrzeit war tatsächlich 8 Uhr),und sie möchte nun noch mit. Der Taxifahrer hat in weiser Voraussicht vor dem Donnerwetter des Fahrers inzwischen schnell die Flucht ergriffen. Nach dem großen Gepolter des bass erstaunten Fahrers ist dieser dann aber gnädig. Sie darf einsteigen.

Russian Truck: Viele Kubaner werden mit alten russischen LKWs transportiert, in denen man hinten auf der Ladefläche steht oder sitzt, entweder open air, unter Plane oder auch mal mit Glasscheiben.

Oder so: Der schwarze Busfahrer palavert in afrikanisch-karibischer Lautstärke endlos mit dem Co-Fahrer. Es dröhnt durch den ganzen Bus, und er selbst lacht stets am lautesten über seine Geschichten. Das wiederum ist so ansteckend, dass ich einfach mitlachen muss, bis mir die Tränen nur so herunterlaufen, obwohl ich nicht mal verstehe, worum es geht. Lachen ist gesund!

(von Jessica)

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