Freitag, 5. Januar 2018

Wir tauchen ab ins neue Jahr - mit Piranha-Effekt!

Immer noch in Varadero - denn hier gibt es eine Tauchschule, und einen Basistauchkurs mit Zertifikat zu machen, den sogenannten Open-Water-Schein, stand schon länger auf unserem Wunschzettel. Auf Utila in Honduras war es dann ja schwierig, und nun ist es soweit.
Am 1. Januar haben wir die Einführung in die Apparaturen und deren Handhabung im Pool, Dienstag ist Theorie und Mittwoch geht es für zwei Tauchgänge in die aus der kubanischen Geschichte bekannte "Schweinebucht", bay of pigs oder bahia de cochinos, wo 1961 eine Invasion stattfand, die von den USA initiert war, um Fidel Castro zu stürzen, was aber innerhalb von 72 Stunden scheiterte. Seitdem ist Kuba ohne Amis, von Guantanamo abgesehen, aber das ist, wie so oft, einen andere Geschichte für ein anderes Mal...

Wir sind mit 23 Tauchern und fünf Instruktoren unterwegs, Ron und ich haben aber unseren Instructor für uns allein, da wir das erste Mal im open water sind. Zwei Tauchgänge von je 35 Minuten, noch nicht tief, auf etwa 3 Meter, aber mit all dem Üben, das unter Wasser so dran ist: Ohren per Nasendruck ausblasen, damit kein Unterdruckschmerz einsetzt - das ist bei mir ein heikler Punkt - Maske abnehmen und reinigen/ausblasen, Mundregulator abnehmen und wieder einsetzen, dazu, und das ist das Kniffeligste, die Schwerelosigkeit herstellen, ein Spiel von Auf- und Ablassen der luftgefüllten Weste und vor allem des Atemstroms in dir. Tief einatmen füllt dich mit Luft und stellt Auftrieb her, tief Ausatmen lässt dich absinken, allerdings einige Sekunden zeitversetzt, was das Ganze noch spezieller macht. Ideal ist es, wenn du das Spiel deines Atems so beherrscht, dass du die Schwerelosigkeit als pemanenten Balancezustand erreichst, was aber Übung erfordert. Danach kann man die tolle Unterwasserwelt erst so richtig genießen, da man die Techniken beherrscht.

Am ersten Abend bin ich ziemlich happy, da ich das Gefühl habe, mich einer ganz neuen Herausforderung gestellt zu haben, die fürs Erste auch gelungen ist. Das sind Momente, die einen sehr erfüllen können. Aber der Respekt vor der Sache war und ist groß. Ist ein ganz schöner Paukenschlag ins neue Jahr. Na ja, aber man will ja was erleben, also, munter weiter!

(von Jessica)









Auch für die nächsten und letzten beiden Tauchgänge im offenen Meer fahren wir an die Schweinebucht, allerdings zu einem anderen Strand. Dabei durchqueren wir die Insel von Nord nach Süd, wobei wir aus dem Busfenster heraus Eindrücke des ländlichen, nicht touristischen Kuba sammeln, die das Bild eines einfachen Lebens in einer sehr gepflegten Landschaft vermitteln. Wir sehen Kulturland mit weiten Anbaugebieten der verschiedensten Feldfrüchte und fragen uns wieder, wo wohl alle diese Früchte landen.






Das Wetter ist tatsächlich ganz anders als auf der nur 100 Kilometer entfernten anderen Seite, wo wir bei starker Bewölkung, heftigem Wind und einem aufgewühlten Meer gestartet sind. Bei einer Temperatur um die 20 Grad bläst der Wind in unser Zimmer, das keine Scheiben hat, wie die wenigstens Häuser hier, sondern verstellbare Lamellen, die nur mehr oder weniger dicht sind und lässt uns frieren (und an die Ostsee denken). An der Südseite scheint die Sonne, es ist 28 Grad warm, das Meer schaukelt zwar ein wenig, aber es gibt keine Strömung.



Wo wir jetzt den fünften Tag mit Tauchen beschäftigt sind, haben wir die Mitarbeiter schon etwas besser kennen gelernt, als es bei einem eintägigen Fun-Dive möglich wäre, bis hin zum zigarrerauchenden, tauchbegeisterten Busfahrer Carlos, der, kaum am Tauchspot angekommen, seine Uniform gegen den Tauchanzug austauscht.


Unser erster Tauchgang an diesem Tag soll nur Spaß machen, sagt Ahmed, und bringt uns hinunter auf fast 10 Meter. Es gelingt schon wesentlich besser, sich auf die Unterwasserwelt einzulassen, Korallen, Fische und auch ein kleines Schiffswrack zu bestaunen. 
Der zweite Tauchgang, bei dem wir einige Übungen zur Hilfestellung in nicht allzugroßer Tiefe absolvieren sollen, hält ein besonderes Erlebnis bereit. Wir sind recht bald von hübschen, weiß- gelb gestreiften, etwa karpfengroßen Fischen umgeben, die mit uns schwimmen und nur wenig Scheu zeigen. Wir sind gerade mitten in einer Übung, bei der ich Ahmed mit meinem Octopus (Reserveatemgerät) Luft geben soll, als ich einen Biss im rechten Ohr spüre. Aus der Wolke des uns umgebenden Schwarms wollen immer mehr an der Mahlzeit teilnehmen und alle haben sich mein Ohr als Leckerbissen auserkoren. Durch den Schmerz etwas konzentrations- und auch hilflos, braucht es einige Zeit, bis ich Ahmed die Situation begreiflich mache und wir gemeinsam auftauchen. Mein Ohr zieht eine Blutspur hinter sich her (gut, dass es hier keine Haie gibt), doch nach kurzer Inspektion und Stillung der Blutung durch  das Salzwasser ging es wieder hinunter, wo meine neuen Freunde allerdings schon warten, um ihr Mahl zu beenden. Die Ohren mit den Händen schützend legen wir eine Strecke zurück, bis wir sie hinter uns gelassen haben und unsere letzten Übungen ungestört, wenn auch etwas irritiert zu beenden. 

Was in sie gefahren ist, kann sich auch Ahmed nicht erklären, er vermutet, die Fische werden hier so oft gefüttert, dass sie von Menschen auch zu fressen haben wollen.

Mein Ohr schmerzt, sieht jedoch nicht wirklich schlimm aus und weit stärker ist die Freude, die wir angesichts unseres ersten Tauchscheins empfinden, den wir am Abend nach unserer Rückkehr ausgehändigt bekommen. 

Wir wollten in diesem Jahr ja Neues kennen lernen, Länder, Kulturen, Erfahrungen. Das Tauchen ist dabei ein starker neuer Eindruck, den wir hoffentlich im nächsten halben Jahr noch etwas ausbauen können.

(von Ronald)  

1 Kommentar:

  1. Herzlichen Glückwunsch zu eurem Tauchschein und noch viele erlebnisreiche und sichere Tauchgänge in der Zukunft. Hier ist das Thema "Wasser" auch sehr aktuell. Auf Grund zahlreicher, heftiger Niederschläge sind viele Flüsse und Bäche über die Ufer getreten. Auch bei uns stehen die Ufer von keine keine und aller unter Wasser. Das Hochwasser soll aber in den nächsten Tagen zurückgehen. Euch weiterhin alles Gute.

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