Montag, 27. November 2017

Wo die Erde bebt und echte Hotspots sind

                                              Der Fuego in Sichtweite Antiguas ist einer 
                                              der drei aktiven Vulkane Guatemalas

Antigua nimmt uns mit seinem Charme schnell für sich ein.
1543 von einem spanischen Bischof gegründet, wird Antigua kurz darauf die Hauptstadt Guatemalas. Wie es sich für eine Metropole gehört, wird sie prächtig ausgestattet. Mehr als 50 Kirchen werden errichtet, darunter mächtige Bauten mit eindrucksvollen Fassaden, viele mit zugehörigem Konvent.




Der zentrale Platz ist auf allen vier ihn einschließenden Seiten von Palästen umringt, die trotz ihrer Mächtigkeit ein Gleichgewicht herstellen.



Wie in den anderen Kolonialstädten auch sind die Straßen schachbrettartig angeordnet.

Die Stadt entwickelt sich zu einem politischen, wirtschaftlichen und kulturellem Zentrum Mittelamerikas, bis sie von einem Erdbeben 1773 fast völlig zerstört wird.
Guatemala liegt auf dem "Pazifischen Feuering", einer stark erdbebengefährdeten Zone. Verschiedene Platten der Erdkruste treffen hier aufeinander: Die an die pazifische Platte angrenzende Cocosplatte schiebt sich unter die leichtere karibische Platte, die zusätzlich im Norden an die nordamerikanische Platte anstößt.

Man verlegt die Hauptstadt und gründet Guatemala City. Antigua wird immer wieder von starken und weniger starken Beben erschüttert, zuletzt im Juni dieses Jahres. Die Spuren vieler Beben sind in der Stadt präsent, da die Ruinen vieler Kirchen und Klöster als solche gepflegt werden. Vieles wurde wieder aufgebaut, doch immer wieder stößt man beim Durchstreifen der Stadt auf prächtige Ruinen, die sich nahtlos in die Stadtarchitektur einfügen.




Die Stadt zieht viele einheimische und ausländische Besucher an. Hostels, Restaurants und Bars aller Preisklassen werben um Kundschaft, es lebt eine Kleinkunstszene mit Straßentheater, Musikern, Portrait - und Landschaftsmalern. Der Parque Central bildet den Mittelpunkt, an dem alle Umherstreifenden vorbeiziehen, um zu sitzen, zu plaudern, etwas zu trinken.
Das Leben ist entspannt hier, die Menschen sind freundlich. Ich sitze auf dem Brunnenrand mit einem Cappucino in der Hand und schaue dem bunten Treiben zu, als sich ein Guatemalteke zu mir setzt, sich vorstellt und ein Gespräch beginnt. Durch zu viele Warnungen und auch eigene Erfahrungen ist mein Mißtrauen Gustavo gegenüber anfangs leider groß, doch er ist wirklich nur ein interessierter Gesprächspartner, der die Gelegenheit nutzt, sich mit einem Fremden über Guatemala und die Welt auszutauschen.
Das Land leidet ja nicht nur unter Erdbeben, sondern mehr noch unter den schwierigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen. Extremer Reichtum Einzelner trifft auf große Armut vieler. Die politischen Verhältnisse sind instabil, im Land blühen Korruption und Bandenkriminalität.
Dem zum Trotz nimmt Guatemala in Umfragen zur Zufriedenheit der Menschen regelmäßig einen der vorderen Plätze ein. Vielleicht sollte ich das untergründige Gefühl von Mitleid, das uns hier im Land begleitet, noch einmal in Frage stellen.

Heute morgen ist wieder frühes Aufstehen angesagt, da wir die Vulkane nicht nur aus der Ferne betrachten, sondern zumindest einen auch näher kennen lernen wollen. Mit dem Tourbus fahren wir bis auf 2000 Meter Höhe. Pfiffige Jungs bieten für wenige Quetzales Wanderstöcke an, ein Angebot, das wir gern annehmen. Es geht zu Fuß weiter, erst ein Stück gepflasterten Weg hinauf, dann laufen wir in der Asche. Wir besteigen den Pacaya, einen weiteren aktiven Vulkan, der 2014 zum letzten Mal ausgebrochen ist. Menschen kamen nicht zu Schaden, das Warnsystem arbeitet effektiv, doch viele Tiere sind im Ascheregen erstickt. Die Pflanzen stellten ihr Wachstum ein und erst langsam schlagen Büsche und Bäume wieder aus.
30 Zentimeter hoch war die Ascheschicht, über die wir  jetzt stapfen. Selbst die 45 Kilometer entfernte Hauptstadt bekam noch 5 Zentimeter grauen Staub ab.


                           Der aktive Fuego, in der Mitte der Acatenango und rechts der Agua



              Nach dem knapp zweistündigem Aufstieg bläst uns kalter Wind um die Ohren



Dieser Kessel wurde beim Ausbruch 2014 100 Meter hoch mit Lava gefüllt 


                 Die aufsteigende Hitze reicht immer noch, um Marschmallows zu grillen


Im Lava - Store, der schon häufiger umziehen musste, verkaufen Künstler Werke zugunsten der Geschädigten


Was anfangs wie das Schnauben der Pferde klang, von denen man sich auch hinauf tragen lassen konnte, war das Grollen und Donnern des Vulkans beim Ausstoßen des Rauchs.


Auf die Spitze des Pacaya kann man seit dem letzten Ausbruch nicht mehr hinauf, da immer noch Lava austritt und weiße Qualmwolken produzierend die Hänge hinab fließt


Dieses Lavastück trage ich jetzt als Andenken mit mir herum, bis es nach unserer Rückkehr die Sammlung unseres Geografiekollegen Peter Madey bereichern kann.

(von Ronald)

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