Dienstag, 29. Mai 2018

Pilgern auf ägyptisch - Herausforderung Sinai

Der Sinai, seit biblischen Zeiten ein legendärer Ort: 
Felsige Steinwüste in bizarren Formationen, unzugänglich, ablegen, praktisch unbewohnt. Am Berg Sinai im Süden der Halbinsel hat Moses laut Bibel nach dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten die Zehn Gebote empfangen, hier fand er nach seiner Rückkehr vom Berg sein Volk, wiederum der Anbetung der alten Götter verfallen (das Goldene Kalb - vielleicht die pharaonische Göttin Hathor, die oft in Kuhform dargestellt wird, wie wir in den letzten Wochen gesehen haben), hier offenbarte sich Moses der Allmächtige in Form eines brennenden Dornbusches, hier enstand schon wenige Jahrhunderte nach Christi Geburt ein Kloster. 

Später garantierte der Prophet Mohammed dem Kloster Schutz und Frieden, zudem hinterließ sein Kamel laut muslimischer Überlieferung einen Fußabdruck im Stein. Für Christen, Juden und Muslime ist Moses/Moshe/Musa eine tragende Gestalt der Religion und der Sinai also letztlich ein multikultureller bzw. multireligiöser Ort. Heutzutage erfreut sich der Berg eines Besucherstromes, der neben dem Kloster vor allem der spektakulären Landschaft gilt, die gern zum Sonnenuntergang oder auch als Nachtmarsch zum Sonnenaufgang erwandert wird.

Der Berg Sinai, von Norden gesehen.


Wir steigen natürlich auch auf diesen besonderen Berg. Leider haben wir ziemliches Theater wegen und mit einem Bergführer, den wir sozusagen aus Sicherheitsgründen zwangsverordnet bekommen, da hier zu viele Unfälle passiert sind. Ich bin darüber ziemlich wütend, und es endet damit, dass Ron mit dem Kerl allein loszieht und ich im Abstand von etwa 30 Minuten hinterher komme. So habe ich beim zweistündigen Aufstieg diesen phantastischen Berg komplett für mich allein, und oben treffen wir uns wieder.


Ein steinernes Meer - unglaublich intensive Landschaft.



Detail vom Gipfelkirchlein, das leider geschlossen ist.


Das Picknick schmeckt, wie immer auf dem Gipfel, vorzüglich!


Neben dem Kirchlein steht die kleine Gipfelmoschee. 
Sie ist erstaunlicherweise geöffnet - dabei klettern neben Naturliebhabern vor allem Christen hier hinauf. 


Ein Mönch erschuf aus selbstauferlegter Buße vor vielen Jahrhunderten vom Kloster aus eine Art Himmelsleiter auf den Mosesberg mit mehr als 3000 Stufen.


Das sogenannte Glaubenstor im oberen Teil des Stufenweges.


Tief im Tal das völlig isoliert gelegene Katharinenkloster.


Auf dem Weg zur Besichtigung des Klosters.


Hier leben seit dem 3. Jahrhundert nach Christus griechisch-orthodoxe Mönche, es ist das älteste noch belebte Kloster überhaupt.


Im Klosterhof...


...ein Sprössling des brennenden Dornbusches.


Die Heilige Katharina, Schutzheilige des Klosters.
Im Klosterschatz gibt es ńeben schönen Ikonen vor allem viele alte Manuskripte, also Handschriften der Bibel zu sehen, in latein, griechisch, armenisch, arabisch, syrisch und anderem mehr. Wieviel Mühe, Zeit, aber auch Hingabe darin steckt!


Ringsherum ist Beduinenland; das Palästinensertuch zeigt die Nähe zu Palästina und Saudi-Arabien. Die arabische Welt ist so derartig anders - schon nach zweieinhalb Wochen hier könnte man tausendundeine Geschichte erzählen...


Vorn im Pick-up fahren der Vater und zwei vollverschleierte Frauen mit Baby, auf der Ladefläche der Rest der Kinder.


Die beduinische Kaffeekanne, überall in Ägypten zu sehen, ist Symbol der Gastfreundschaft.
Für uns geht unsere Zeit als Gäste im Land mit dem Besuch des Sinai dem Ende entgegen. Der Weg führt uns weiter Richtung Israel. 

(von Jessica)

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