Dienstag, 23. Januar 2018

Der erste Kreis rundet sich...

Ein letzter Blick auf die zigarettenverkaufende Frau von Gegenüber, dann gehts mit Julio, unserem nun schon bekannten Fahrer, zum Flughafen Santiago.



Von Santiago zurück nach Havanna haben wir einen Inlandsflug mit Air Cubana, der natürlich prompt verspätet ist, zunächst angekündigte drei, dann gerüchteweise mindestens fünf Stunden. Wir betteln um Einbuchung in einen der früheren Flüge. Nach Wartezeit und der Ankündigung, ältere Leute und Familien mit Kindern zu bevorzugen, bekommen wir dann aber tatsächlich ein Boarding-Ticket. Dieser Flug hat allerdings inzwischen auch Verspätung, genau wie alle weiteren Air-Cubana-Flüge des Tages, und dreimal müssen sich im Abflugraum die Fluggäste zum Boarden anstellen, werden dann aber wieder hingesetzt. Warum? Wieso? Das muss man in Kuba nicht versuchen zu verstehen. Wir steigen schließlich ein, haben trotz Sitzplatznummer freie Platzwahl, wie auch sonst bei Busfahrten, was durchaus für ein gewisses Gewühl sorgt, bis alle sich einsortiert haben. Kann man ja irgendwie unkonventionell finden. Trinkwasserflaschen werden genehmigt und im Sicherheitscheck mit durch die Schleuse gefahren - Flüssigsprengstoff ist in Kuba wohl unbekannt - man darf sich einfach über gar nichts wundern.


Der Landing-Strip sieht ziemlich wellig aus...
und Santiago verabschiedet uns mit feuchtwarmen Tropen-Nieselregen.


Und dann sind wir wieder in Havanna, für die letzten zwei Nächte vor Abflug nach Europa, diesmal aber nicht im Vedado, sondern in einem anderen Stadtteil - Centro Habana - schmutzig, laut, krass, mitten im Leben der Menschen, aber etwas verkehrsgünstiger gelegen für das, was wir uns noch anschauen wollen, und unsere Unterkunft ist gut und die Familie unserer Casa particular sehr nett.


Wir erlauben uns noch zweimal ein Abendessen in Paladars - privaten Restaurants - gehobener Klasse, hören guten Live-Jazz in der Casa Miglis, nochmal Son im Cafe Inglaterra, stromern herum.



Der Paladar "Guarida" ist in einem der palastartigen Kolonialbauten, die Stück für Stück restauriert werden, ohne aber die Mieter unten zu vertreiben, sehr interessant und wunderschön, auch wenn mittags die Tischwäsche des Restaurants im Mittelgeschoss noch zum Trocknen im Wind flattert.





Am Tag darauf erfasst uns am Malecon etwas Wehmut, unsere dreimonatige West-Reise nun zu Ende gehen zu sehen. Gleichzeitig sind wir so voller Eindrücke, dass es auch gut ist, nun etwas zu pausieren, zu verdauen und durchzuatmen. Und gerade Kuba als letztes Land war und ist immer wieder so krass, dass man manchmal nicht weiß, ob man lachen oder schimpfen soll.


Wenige Stunden vor Abreise schlendern wir dann noch durch den Callejon de Hamel, eine Gasse voller afro-kubanischer Hinterhofkunst mit allerlei Santeria-Fetischen, lautstarker Rumba-Livemusik und Live-Tanz. Da geht es natürlich mal wieder nicht ohne Mitmachen...




Eine Wahrsagerin mit Karten, in afro-kubanischer Lässigkeit.


Das Atelier, in dem die erste Show stattfindet, gehört einem Künstler, einem älteren Herrn, der im täglichen Leben Arzt und Psychiater an einer nahen Klinik ist und sich abends und am Wochenende mit kreativer Druckgraphik sein Gehalt aufbessert. Auch das ist so typisch kubanisch.

Als wir dann am Flughafen Havanna schon auf Abflug nach Europa eingestellt sind, erfahren wir, dass unser Transatlantikflug nach Madrid... verspätet sein wird. Ätz!
Mit vier Stunden Verzögerung fliegen wir statt 19.30 Uhr dann 23.30 Uhr ab. Doch damit nicht genug. Wir müssen auf halber Strecke eine ungeplante Zwischenlandung durchführen, da eine ältere Dame akute ärztliche Hilfe braucht. So landen wir also mit unserem 400-Mann-Flieger hau-ruck auf einer Mini-Insel der Azoren, die Landepiste so dicht am Wasser, dass man lieber gar nicht so genau hinschaut. Allerlei Blaulichter warten dort schon blinkend auf ihren Einsatz.

Azorenhoch?

Was genau passiert ist, erfahren wir gar nicht, aber bis zum Weiterflug vergehen weitere zweieinhalb Stunden, alle Passagiere raus, nach durchflogener Nacht Frühstücks-Sturm auf das Ein-Mann-Cafe des Inselterminals Santa Maria; mal wieder Schlangestehen, Kuba lässt grüßen, na ja, sind ja auch viele Kubaner hier !? Durch die Streckenänderung muss die Maschine auch noch neu betankt werden, danach alle wieder rein in die Kiste und durchhalten... Hier kommt also das Azoren-Hoch des Wetterberichtes her. Ist aber heute eher ein Tief, wolkig und leichter Regen.

Und dann sind wir nach drei Monaten ziemlich gerädert wieder in "good old europe", wo uns Sonnenschein in Madrid empfängt, unser alter Renault geduldig am Langzeitparkplatz wartet und brav anspringt. Wir setzen uns beim Tanken erstmal genüsslich in die Bistro-Ecke der Tankstelle und genießen die ersten frischen Äpfel, saubere Toiletten, in denen man das Papier mit herunterspülen darf (und nicht in einem Extra-Eimer versenken muss), leicht verständliches Hoch-Spanisch und überhaupt das Gefühl, wieder zu Hause in Europa zu sein.
Nochmals sechs Stunden später sind wir dann in unserem privaten Zuhause in unserem Häuschen in Altea, wo wir uns über all das riesig freuen, was wir hier an Bequemlichkeit nach dieser langen Rucksackzeit wieder genießen können, bevor wir in einigen Wochen erneut losziehen wollen. Aber darüber beizeiten mehr!

(von Jessica)

1 Kommentar:

  1. Willkommen zurück! Und vielen Dank für die ganzen tollen Posts.nicht selten musste ich schmunzeln. Es hat Spaß gemacht eure Reise so mitverfolgen zu können.

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