Mittwoch, 27. Dezember 2017

Merry Christmas, Fidel! Nun endlich mit Bildern :-)))

Nachdem wir uns seit unserer Ankunft auf Kuba vor einer Woche neben anderem bei der Auswahl und dem Verzehr von Obst und Gemüse zwangsläufig sehr einschränken, gibt es nun gerade zu Weihnachten unerwartete Geschenke.

Zunächst bin ich bei der 'Geldbeschaffung' äußerst erfolgreich. Da das Umtauschen von amerikanischen Dollar, mit denen wir uns ausreichend versorgt hatten, mit einer zweistelligen prozentualen Strafgebühr belegt ist, sind wir darauf angewiesen, die nötigen CUC - Cuba Convertible Pesos, die für Ausländer gültige Zweitwährung, neben den CUP, den Cuba National Pesos - an den seltenen, nicht immer funktionierenden und sehr begrenzt ausspuckenden Geldautomaten zu ziehen. Durch einen Zufall gelange ich ins Hotel Cohiba, wo es einen Schalter gibt, an dem ich fast problemlos eine größere Summe abheben kann, die für den restlichen Aufenthalt beinahe reichen könnte.

Auf dem Rückweg gehen drei junge Habaneros vor mir, jeder eine Tüte schwenkend, deren Inhalt ich als Äpfel identifiziere. Sie beschreiben mir den Weg zu dem Geschäft, in dem heute eine Lieferung mit frischen Äpfeln angekommen ist. Ich mache mich sofort auf den Weg, um die Gelegenheit nicht zu verpassen, erkenne den Laden an der Schlange, die bis auf die Straße reicht, stelle mich an und erobere eine knappe Stunde später tatsächlich 10 makellose Äpfel. Stolz trage ich meinen Schatz zurück zum Hotel Presidente, an dessen Pool wir den Nachmittag des 24. verbringen. Ich ertappe mich dabei, Fidel, dessen Geist hier immer noch zu spüren ist, wie viele andere Kubaner für die Wohltaten zu danken.





Wir telefonieren mit den Lieben in Königslutter, wo die Kinder mit beiden Omas unter dem Weihnachtsbaum versammelt sind und freuen uns an der weihnachtlichen Stimmung, die selbst durch das Telefon hindurchschwingt.

Wir haben am Abend einen Tisch im Floridita, Hemingways Lieblingsbar, der 'Wiege des Daiquiri', reserviert, wo wir Weihnachtsmenu und Filet Chateaubriand genießen.





Mit wundervoll gefüllten Bäuchen  machen wir uns auf den Weg in die Iglesia San Francisco,  um an der Nachtmesse teilzunehmen. Selten habe ich einen katholischen Gottesdienst erlebt, doch dieser war beeindruckend, sehr intensiv, geformt, ohne überladen zu sein. Dank Jessis Übersetzungshilfe verstehe ich die sehr menschliche Botschaft in der Predigt. Bei offener Kirchentür dringt der Lärm der Straße stoßweise hinein, kommt aber nicht an gegen den tragenden Gesang der zwei Solistinnen, die auch einige uns bekannte Lieder zur Orgel singen.

Da uns das letzte Cocotaxi vor der Nase wegfährt, ist der Chauffeur der nebenan wartenden offenen Oldtimer-Limousine bereit, uns zum gleichen Preis nach Hause zu bringen. Er freut sich über das Geschäft am späten Abend und wir schaukeln gemächlich durch die milde Nachtluft noch einmal am Malecon entlang zu unserem AirBnB-Kolonialhaus von 1830.

Zweimal haben wir hier eine private Tanzstunde mit unserem Fahrradvermieter gehabt, der neben - oder doch hauptberuflich? Tanzlehrer ist und nur zu gern ein weiteres kleines Engagement übernimmt.

Wir verlassen Havanna am nächsten Tag. Sie ist so eindrucksvoll, diese Stadt, doch auch so widersprüchlich. Revolutionärer Geist ist nicht mehr zu spüren, er scheint erstarrt im sozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. So häufig wird den Menschen hier der Wandel versprochen, so wenig ist bisher nur geschehen, so sehr wird die kollektive Erinnerung gelenkt, doch unaufhaltsam geht das tägliche Leben der Menschen seinen Gang.



Hier noch einige Fotos aus der Stadt:

Schön renovierte Häuser und Plätze, manchmal mit Cafés, wechseln sich ab ...


...mit Häusern, von denen nur noch die Fassaden stehen.

Alte Kanonen haben als Straßenpoller eine überzeugende neue Nutzung gefunden.

Kunstvolle Wandmalereien (Murales) gehören ins Stadtbild.

                                Neben jedem Hotel mit Wifi nutzt man die Gelegenheit.

Fahrradtaxis mit Maggi- Werbung


Angehörige der Santeria, katholischer Glaube gemischt mit Elementen afrikanischer Naturreligionen, kleiden sich weiß.

Blick über den größten Friedhof Havannas, für Nordeuropäer ein ungewohnter Anblick.

Angebot eines Fleischers in der Altstadt. Der Ventilator setzt eine fliegenvertreibende Plastiktüte in Bewegung.

Kreuzfahrtschiff am alten Terminal

Fischer am Malecon an der Hafeneinfahrt

Die nächsten zwei Tage verbringen wir 200 Kilometer weiter westlich auf dem Land, in Vinales, wo wir wiederum mit Erstaunen in die Vielfalt dieser Insel eintauchen, hoch zu Pferd durch ein wunderschönes tropisches Tal reiten, Tabakanbau und Zigarrenfertigung erleben, tatsächlich Zigarre rauchen, alten Rum und starken Kaffee trinken, liebevoll in einer Casa particular untergebracht sind, gute Livemusik hören und die Abwechselung vom Stadtleben genießen.

(von Ronald)

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