Sonntag, 19. November 2017

Tikal

Nach einem ruhigen Tag, an dem wir die Annehmlichkeiten des Hotels genossen haben, Vögel bei der Fütterung mit Bananen beobachten konnten, umherlaufenden Schweinen begegnet sind, schwimmen waren und das Abendrot über dem See erlebt haben, klingelt der Wecker am nächsten Morgen schon um 4.40 Uhr.






Tikal kennen wir schon lange, da das gleichnamige Spiel, das 1999 den Kritikerpreis als Spiel des Jahres gewann, in unserer Familie zu den Favoriten gehörte und von allen gern und häufig gespielt wurde. Dabei müssen Tempel gebaut, Schätze gehoben, vor allem aber lange Wegstrecken zurückgelegt werden. Man kann ruhig nebeneinanderher spielen, doch man kann den Mitspielern auch Tempel abjagen und einen Konkurrenzkampf entfachen.

Um 5.30 Uhr holt uns der Bus ab. Nach 15 Kilometern ereichen wir das Tor zum Nationalpark Tikal, wo wir Tickets lösen. Neben Angkor Wat ist Tikal die einzige Stätte, die zugleich Unesco Weltnatur- und -kulturerbe ist. Weitere 20 Kilometer geht es durch den Dschungel, bevor wir zum Parkplatz kommen, wo wir im Comedor einen Kaffee trinken, um uns dann zu Fuß auf den Weg zu machen, die Ausgrabungsstätte zu erkunden.


Allein die bloßen Zahlen machen fassungslos: "Tikal erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 65 km², wovon der zentrale Bereich rund 16 km² einnimmt, welcher über 3000 Bauten aufweist. Viele Gebäude (schätzungsweise an die 10.000 Gebäude, insbesondere in den Außenbereichen) sind noch nicht ausgegraben und erforscht worden." (Wikipedia)

So früh ist hier noch kaum ein Mensch unterwegs, so dass wir die meiste Zeit allein sind. Wir sind von dichtem Urwald umringt, der in alle Richtungen bis zum Horizont reicht und durch den die Wege zu den einzelnen Tempelanlagen führen. Um sie herum ist der Wald gerodet und die Lichtungen und Schneisen geben den Blick auf die mächtigen Bauten frei, darunter der mit 60 Metern höchste Tempel der gesamten Mayawelt, der auch in Star Wars Episode IV für eine kurze Einstellung als Kulisse diente.





Wie so oft an antiken Stätten wüsste man so gern, wie es hier zur Blütezeit wirklich ausgesehen hat. Erste Besiedlungen begannen im frühen ersten Jahrtausend vor Christus, die Höhepunkte der Macht lagen im fünften und neunten Jahrhundert n. C.
Fast 2000 Jahre wechselvolle Geschichte, in der Tikal seinen Einflussbereich ausdehnte, aber auch besiegt und fremdbeherrscht wurde, bevor es, wie die anderen Mayastätten auch, im 10. Jahrhundert verlassen wurde. Die Angriffslust, mit der man im Spiel versuchen kann, die eigene Position zu stärken, hat auch in der Geschichte Tikals eine wichtige Rolle gespielt, ohne dass man im einzelnen genau weiß, welche Beweggründe die Menschen hier in kriegerische Auseinandersetzungen trieb.

Die gesamte Stätte fiel in einen Dornröschenschlaf, der fast 1000 Jahre dauerte. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gab es eine Expedition hierhin und erste Veröffentlichungen, doch erst in der Mitte des 20. Jh begannen Ausgrabungen und die systematische Erforschung.

Der Weg führt an vielen Hügeln vorbei, unter denen weitere Bauten und Tempel verborgen sind. Sie sind so sehr vom Urwaldbewuchs überlagert, dass es keinen Hinweis auf den darunterliegenden 'Steinhaufen' gibt. Die Tempel, die heute zu sehen sind, sind das Ergebnis mühevoller Ausgrabungs- und Wiederaufbauarbeiten. Die Wurzeln der Bäume haben sich so sehr in die Steinmauern hineingegraben und sie gesprengt, dass beim Freilegen vieles in sich zusammenfällt und aufwändig restauriert werden muss.



Sechs Stunden durchstreifen wir das Gelände, besuchen die verschiedenen Anlagen, in denen wir die Beinmuskeln beim Besteigen der Tempel  trainieren. Einen Großteil der freigelegten Gebäude bekommen wir zu sehen, auf den Besuch einiger noch weiter außerhalb liegenden Tempel verzichten wir. Es ist in jedem Fall, wie der Roughguide (unser englischsprachiger Reiseührer) schreibt: "Whatever you do, Tikal is certain to exhaust you before you exhaust it!" (In etwa: Was du auch machst, Tikal schafft dich, bevor du es schaffst.) Wie im folgenden Bild ja sehr schön zu sehen ist...


(von Ronald)

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