Dienstag, 17. Oktober 2017

Sonne, Rad und Berge

Wie schnell werden doch Zustände, in denen man sich bewegt, zur Normalität. Na klar, man kann darüber nachdenken und weiß natürlich, dass das jetzt nicht selbstverständlich ist, aber Gewohnheiten bilden sich schnell und man handelt, als wäre es nie anders gewesen.
Wir sind jetzt seit mehr als fünf Wochen hier und das Wetter ist so selbstverständlich beständig schön, dass die Frage, wann und mit welcher Ausstattung ich Rad fahre, belanglos geworden ist. Die Sonne scheint, es ist warm, ein leichter, warmer Wind bringt die Luft in Bewegung.
Es sind ideale Bedingungen und es ist sofort verständlich, warum so viele Radler allein oder im Team im mediteranen Klima trainieren. Auf Mallorca, Zypern oder anderswo kann man fast das ganze Jahr hindurch draußen fahren, ohne das Rad im Oktober in den Winterschlaf schicken zu müssen.
Es ist hier eher die Streckenauswahl, über die man sich Gedanken machen muss, da es hier, wie auch in den meisten anderen Mittelmeerländern, enorm bergig ist. Selbst entlang der Küste geht es oft heftig auf und ab, weiter im Landesinneren steigen die Straßen mitunter steil auf 1000 oder mehr Höhenmeter. Auch die Hoffnung, dass es nach einer einmal erklommenen Höhe auf der Hochebene eher konstant weiter geht, erfüllt sich nicht.
So kommen bei einer 60 Kilometer langen Rundfahrt leicht bis zu 2000 Höhenmeter Steigung zusammen. Es gibt dabei natürlich auch immer wieder herrliche Abfahrten, die aber im Gegensatz zum Aufstieg leider viel zu schnell vorbei sind oder aber so steil und kurvig hinab führen, dass die Anstrengung des Bremsens den Lohn der Abfahrt erheblich reduziert.
Darum ist das Rad hier auch so wenig Fortbewegungsmittel: Bergauf- und Bergabfahren ist für die Fortbewegung auf dem Rad einfach zu anstrengend und damit unpraktisch und nicht alltagstauglich. So sind es die Rennradler, bei denen der Weg das Ziel ist, die auf dem Fahrrad unterwegs sind.
Bei der Planung der Tour spielt das Wetter keine Rolle, den nächsten Schauer gibt es einfach nicht. Entscheidend ist, wie viele Qualen will ich heute erleiden, was mute ich mir zu. Zwei- bis dreimal in der Woche schwinge ich mich aufs Rennrad und zwischendurch gibt es kleinere Runden mit dem Mountainbike durchs Gelände. Eine der bekanntesten Seiten mit Streckentipps für Rennradler heißt nicht grundlos 'quäldich.de' - hauptsache bergauf.
Aber Spaß und Freude an der überstandenen Qual lassen auch den nächsten Ausritt nicht lange auf sich warten.



(von Ronald)

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