Sonntag, 1. April 2018

Orient pur, Version zwei: Fes

Auch dieser klangvolle Name hält, was er verspricht: Souks (Märkte) ohne Ende, und dies in so kleinen, engen, überdachten und dunklen Gässchen, dass man verloren geht, ob man will oder nicht. Hier passt kein Auto mehr hindurch, alles wird mit Handkarren geliefert.

Wir wollen vor allem zum alten Gerberviertel Sidi Moussa, dessen Arbeitsweise sich seit dem Mittelalter kaum verändert hat und dessen Gerber in Schwerstarbeit die weltbekannten Lederwaren produzieren. Wir lassen uns ein wenig führen und bekommen einige Erklärungen: Erst werden die Häute in der Kalkbrühe in den weißen Becken eingelegt, so dass sie ihre Haare verlieren und weich werden, danach zum Trocknen aufgehängt und schließlich in noch anderen Becken gefärbt. Danach geht es ans Zuschneiden und Weiterverarbeiten zu Taschen, Schuhen, Sitzkissen und vielem mehr. Die Waren sind wunderschön, wie so vieles in den Souks eine wahre Augenweide in Farbe, Form und Kunstfertigkeit. Dazu die Berber in ihren Kaftanen mit Fez auf dem Kopf, die verschleierten Frauen, die andere Sprache.



Und doch ist Mittel- und Nordmarokko geologisch eher zu Europa als zu Afrika gehörig, sowohl klimatisch als auch von Boden und Gestein her. Erst südlich des Atlasgebirges befindet man sich „wirklich“ auf afrikanischem Boden, auf uraltem Gestein und im Steppen-und Wüstenklima. Dies haben wir in der Woche südlich des Atlas gründlich gespürt und waren davon sehr berührt, es war doch eine ganz neue Erfahrung.

Aber auch „der Rest“ des marokkanischen Lebens und Treibens ist nicht zu verachten, täglich voller Eindrücke, kleiner und großer Beobachtungen, die anregen, verwundern, auch mal befremden. Wie heißt es so schön: Andere Länder, andere Sitten. Nicht urteilen, sondern beobachten, vielleicht charakterisieren, versuchen zu verstehen, fragen, sprechen, erleben, und immer wieder sich daran freuen, in der Welt zu Gast zu sein.




Und Marokko, so islamisch es immer wieder daher kommt, gehört trotzdem zu den modernen und eben nicht islamistischen Ländern Arabiens. Dafür haben die Berber von Beginn an gesorgt, die nach der bereits sehr frühen Islamisierung ab 800 n.Chr. eine nicht so strenge Auslegung der Religion gelebt haben. Auch der derzeitige König Mohammed VI. hat einiges für die Weiterentwicklung seines Landes getan, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch im Bildungsbereich und in der Stärkung der Rechte der Frauen. Ebenso wird fanatischer Islamismus ziemlich bekämpft, ob Al-Quaida oder IS. Auch deswegen ist die Grenze zu Algerien seit vielen Jahren geschlossen. Man möchte keine Islamisten im Land und tut dafür auch einiges.


Schaf- und Ziegenherden mit ihren jungen oder alten Hirten - allgegenwärtig, 
sogar in der Stadt 


Tiermarkt, und immer wieder die riesigen Heu-LKW's


Leider ist es zurzeit mit Personenaufnahmen schwierig, da ich nicht richtig zoomen bzw. dies dann nicht übertragen kann, und alles andere geht nicht, da man die Leute nicht mal ebenso direkt fotographieren kann; das würden wir ja auch nicht wollen. Na, vielleicht komme ich irgendwann mit der Technik wieder klar. Bis dahin gibt es nicht ganz so tolle Bilder, aber sie veranschaulichen hoffentlich trotzdem dies und jenes. 

(von Jessica)

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