Sonntag, 3. Dezember 2017

Karibisches Feeling?

Im letzten Jahr habe ich einen sehr schönen, sehr interessanten Film gesehen, "Beasts of the southern wild", ist von 2012, hauptsächlich mit Laiendarstellern gedreht und erzählt in poetischer Form vom Leben der einfachen Menschen in den ablegenen Sümpfen Louisianas. Sehr zu empfehlen! Und warum erzähl ich das hier? Kommt gleich...

Als wir mit der Fähre auf Utila/Bay Islands/Honduras ankommen, ist es schon dunkel, und wir fahren mit dem Tuk-Tuk gleich zu unserer gebuchten Unterkunft etwas außerhalb des einzigen kleinen Ortes. Nettes kleines Studio-Appartment, und nach dem dritten Tag mit Aufstehen zwischen 3 und 5 Uhr morgens schlafen wir dann tief und fest. In der Nacht und morgens kübelartiger Tropenregen.

Als wir dann ins Dorf hinunterwollen, verlaufen wir uns prompt und landen in den hinteren Straßen. Ja, und da fühle ich mich wie in "Southern Wild": Holzstege über vermülltes Sumpfgebiet, Mangroven, Holzhäuser auf Stelzen, unten Mopeds, Wäsche, Krimskrams, Holztreppe nach oben, dort die Veranda mit Bank, Schaukelstuhl, Hollywoodschaukel, alles meist in sehr bunten, karibischen Farben. Barfüßige Kinder, superrunde Frauen, zum Teil ausgemergelte Alte, teils zerlumpt, in jedem Fall aber sehr nachlässig angezogen, herumsitzend, herumschauend.
Wo Weg ist, ist er ungepflastert, voller tiefer Pfützen. Warum, wird uns bald klar: Hier ist die Regenzeit noch in vollem Gange. Es kübelt dauernd wie aus Eimern. Puh! Das haben wir nicht geahnt. In Mexiko und Belize ist sie längst vorbei, und das ist wirklich nicht so weit entfernt.





Wir kaufen also als erstes einen Regenschirm, in einem Rumpelladen, der einfach alles hat, was nicht Lebensmittel ist, voll bis unter die Decke, die Gänge so eng, dass der dicke Besitzer selbst nicht durchpasst und seine schlanke Tochter schicken muss.


Die Main Street, ein halbstündiger Marsch von einem zum anderen Ende von Utila Town, ist gepflastert. Hier fahren Tuk-Tuks, Mopeds, Quads und eine Art Golfcaddies, zum Einkaufen in die vielen kleinen Läden und zum Zeitvertreib. Rechts und links liegen zwei kleine Strände mit durchaus karibischem Ambiente, weißer Sand, Kokospalmen bis ans Wasser, aber alles ist nass und kein Mensch da. Das Publikum im Ort besteht aus Kreolen, Schwarzen, Honduranern im klassischen Sinne und vielen hier gelandeten und sicher zum Teil auch gestrandeten Weißen, hauptsächlich Amis aus den USA und Kanada. Rentner, allerdings vom Augenschein her eher die der Sorte, die im Norden zuwenig zum Leben hätten, und abgetakelte Seadogs und Althippies.

Als uns dann der einzige Fahrradverleiher sagt, dass er a) zurzeit keine akzeptablen Räder zu verleihen hätte und b) bis auf die Main Street sowieso alles hoffnungslos vermatscht und unpassierbar wäre, sind wir einigermaßen ernüchtert. Bei den örtlichen Tauchschulen ist unklar, wann und wie sie rausfahren können, da die Wetterlage schwierig ist, ebenso beim Schnorcheln. Wir hatten im Vorfeld überlegt, hier vielleicht den Open-Water-Tauchgrundschein zu machen, aber Rons Erkältung ist leider noch immer nicht ganz überstanden....

Und dann kübelt es schon wieder vom Himmel herunter.
Wir flüchten in unser Appartment und genießen dort den Luxus der Küchenzeile, die uns nach vielen Wochen einmal wieder ermöglicht, Mahlzeiten selbst zuzubereiten, was wir sehr gern auch tun. Vielleicht ist dann ja morgen besseres Wetter.

In Ermangelung schöner Strand-Sonnen-Fotos hier eine Abendstimmung mit Mond. Auch nicht ganz schlecht...


(von Jessica)

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